Im Leben passieren täglich neue Dinge. Es wird nie langweilig und aus vielen Erlebnissen nehmen wir positive Erfahrungen mit. Manche Ereignisse sind jedoch negativ und machen uns Angst. Ängste trägt jeder durch negative Erlebnisse in sich, viele sind jedoch völlig unbegründet. Angst gibt es auch im Zusammenhang mit Liebe. Ein Beitrag von Carina Maucher.
Ängste haben wir viele im Leben. Der eine fürchtet sich vor Prüfungen, der nächste vor Krabbeltieren oder Spinnen und ein weiterer davor, dass er einen Autounfall hat. Seltsame Ängste, die für einen selbst begründet sind, bei Freunden oder Bekannten jedoch Kopfschütteln auslösen. So spielt das Leben, jeder hat vor etwas Angst.
Und vor einer Sache fürchten sich beinahe jeder: Verletzt zu werden! Und das nicht im körperlichen, sondern im psychischen Sinne. Denn sind wir ehrlich, jeder von uns wurde schon mindestens einmal im Leben, nennen wir es, verbal verletzt, und das meistens in Verbindung mit der Liebe. Ganz simple Reaktion, die sich daraus ergibt: Wir haben Angst vor der Liebe. Aber wovor hat man eigentlich Angst? Dem Gefühl, den Folgen der Liebe, dem sitzen gelassen werden oder dem Gesamtpaket? „Angst vor der Liebe“ scheint definitiv keine unbegründete Angst zu sein, die sich allerdings erst im Laufe des „Erwachsenwerdens“ entwickelt hat.
War früher alles besser?
Blicken wir auf unsere Jugend zurück, so hatten wohl viele von uns vor scheinbar nichts Angst. Man hat sich verliebt, hatte gern einen festen Partner und jeder Einzelne war die Liebe des Lebens, auch wenn man kurz zuvor von einer anderen „Liebe des Lebens“ verlassen wurde. Unser Jugendliches „Ich“ plante die gemeinsame Zukunft mit dem Partner und verbrachte so viel Zeit mit ihm oder ihr, wie nur möglich.
Mit dem Älterwerden kam allerdings die Rationalität und wir „zerdenken“ uns jede mögliche Lebenslage. So auch, wenn es vorkommt, dass wir urplötzlich eine Person etwas mehr mögen als wir wollen. Man trifft sich ein paar Mal, hat eine schöne Zeit, integriert eine Person in gewisser Weise in sein Leben und findet vielleicht sogar Gemeinsamkeiten. Aber dann kommt die Rationalität ins Spiel und unser Gehirn läuft auf Hochtouren: Passen wir überhaupt zusammen oder ist das nur erzwungen? Will ich das wirklich? Kann ich das wirklich? Ist der Partner mit meinem Job, Freundeskreis und Leben kompatibel?
Wir gehen auf Nummer sicher
Meistens wird mindestens eine der Fragen von unserem Gehirn mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Und ganz schnell ist auch dieser Schwarm für uns Geschichte und wir beseitigen sämtliche Schmetterlinge im Bauch mit ein paar Gläsern Wein. Selbstverständlich denkt man oft darüber nach, wie schön es die Großeltern haben, die sich schon seit über 60 Jahren kennen und miteinander leben. Aber braucht man das wirklich? Nicht unbedingt, denn wir sehen uns als Einzelkämpfer und sind stolz darauf, Entscheidungen alleine und unabhängig treffen zu können. Wir gehen auf Nummer sicher, statt ins kalte Wasser zu springen. Schließlich überlegen wir heute auch zweimal, ob wir von einer Erhöhung springen oder ob die Gefahr zu groß ist. Früher ist man einfach gesprungen, ohne darüber nachzudenken, dass man sich den Arm brechen könnte.
Heute ist die Komfortzone ein wichtiger Punkt und Liebe scheint zwischenzeitlich ein Synonym für Verletzung und Gefahrenzone zu sein. Es bieten sich ja auch genügend unkomplizierte Alternativen, die weniger schmerzhaft sind. In Zeiten der „One Night Stands“ und der Dating-App Tinder, scheint nichts unmöglich. Auch ist für viele das Mingle-Dasein (halb Beziehung, halb Single) oder die Form der offenen Beziehung eine geeignete Möglichkeit.
Verletzungsgefahr
Wir wählen alles, das keine Verpflichtungen bringt und keine Basis, die zur Verletzung führen könnte. Dabei ist es wohl kaum die Angst zu lieben, die wir haben. Denn sobald das eine oder andere Bier geflossen ist, hat kaum einer Hemmungen, seinem Gegenüber die Liebe zu gestehen. Nein, wir haben Angst davor, verlassen zu werden, und das kann in einer Beziehung einem der Partner passieren. Es besteht eine 50-prozentige Verletzungsgefahr, die uns zu groß erscheint und starke Nebenwirkungen bringen könnte.
Gemessen daran, wie groß die Nachwehen eines 39-prozentigen Wodkas sind, sind 50 Prozent doch recht viel. Andererseits trinken wir auf der nächsten Party wieder Wodka, auch wenn wir wissen, was er beim letzten Mal mit uns angerichtet hat. Warum funktioniert das nicht auch in der Liebe? Vielleicht sollten wir hin und wieder die Zweifel über Bord werfen und der anderen Person eine Chance geben. Vorurteile, Ängste und Unsicherheiten bringen uns nicht weiter: Wer Verantwortung für sich und sein Leben übernimmt und es wagt, kann am Ende einfacher gewinnen.
Schreibe einen Kommentar