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Aktuelle Seite: Startseite / Kultur / Der Winter wird verbrannt

Der Winter wird verbrannt

4. April 2015 von Verena Köplin Kommentar verfassen

Osterfeuer haben in vielen Teilen Deutschlands lange Tradition. Doch so schön der helle Schein in der kalten Aprilnacht auch ist – er birgt viele Gefahren für die Umwelt. Wo sind die Grenzen der Brauchtumspflege? Dies fragt unsere Autorin Verena Köplin.

© f1rstlife / Verena Köplin
© f1rstlife / Verena Köplin

Der Moment, wenn sich die Flammen durch den ganzen Holzhaufen gefressen haben, spürbar die Luft ansaugen, in die Höhe züngeln und die Menge ein paar Schritte zurückweichen lassen: Darauf freut sich Michael Hundt von der Kölner Jägerschaft am meisten, wenn er an das Osterfeuer im Friedenswald der Stadt denkt. Die Vorbereitungen für die Veranstaltung am Ostermontag sind in vollem Gange: Die Verpflegung und das Programm müssen organisiert werden, das Holz muss her, Sanitäter und Feuerwehr dürfen nicht fehlen – die Liste der Aufgaben ist lang. Und doch ist die Vorfreude zwischen den Zeilen nicht zu überhören, wenn man mit Hundt spricht: „Das ist ein Familien-Event, das von den Kleinsten bis zu Oma und Opa alle zusammenführt, und zwar weit über die direkte Nachbarschaft hinaus. Die meisten kommen jedes Mal – das macht einfach Spaß!“

Christliche Wurzeln

Tausende zieht es am Osterwochenende in den warmen Schein der Flammen. Doch warum werden die Osterfeuer überhaupt entzündet? Ob in den heidnischen Fruchtbarkeitsbräuchen oder den christlichen Liturgien zu Ostern: Immer spielt das Licht der Feuer die entscheidende Rolle. „Bei den liturgischen Feuern der Kirche wird in der Nacht auf Ostersonntag  vor der Kirche ein Feuer entfacht, an dem der Diakon die Osterkerze entzündet“, erklärt Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti. „Diese trägt er in die dunkle Kirche, um mit ihrer Flamme die zahlreichen Kerzen in den Händen der Gläubigen zu entflammen, sodass die Kirche bald hell erleuchtet ist. Das symbolisiert das Licht, welches Jesus durch seine Auferstehung in die Welt bringt.“

Ein Zeichen für die Fruchtbarkeit

In den weltlichen Bräuchen stehen die großen, brennenden Holzstapel für das Licht der Sonne: Es sorgt für Fruchtbarkeit und vertreibt die bösen Geister des Winters, um den Frühling einzuläuten. „Dieser Brauch hat über die Jahre sogar Junge bekommen, zum Beispiel in Form von Feuerrädern“, so Becker-Huberti. „Sie wurden gewässert und mit Grünschnitt umschlungen, den man dann angezündet hat, und dann liefen die Räder ins Tal. Der Aberglaube besagte: Je weiter die Räder laufen, desto besser wird die Ernte. Aber das ist durch unsere dichte Bebauung heutzutage natürlich kaum noch möglich.“

Tausende zieht es in den Schein der Flammen

Die Feuer selbst jedoch halten sich beständig: Sind sie in Köln zwar an zwei Händen abzuzählen, ist ein Osterwochenende ohne Osterfeuer in vielen Orten des Sauerlands, am Niederrhein und im Ruhrpott kaum denkbar: Das Osterfeuer an der Zeche Zollverein in Essen, welches den Organisatoren zufolge als größtes in NRW gilt, begeisterte im vergangenen Jahr geschätzte 5.000 bis 6.000 Besucher. Im niederrheinischen Goch werden jeden Jahr um die 120 Feuer angezündet. In Krefeld zählt man sie noch nicht einmal, weil sie nicht als erhebliche Belästigung angesehen werden.

Gefahren für die Tierwelt

Doch der Spaß der Osterfeuer ist nicht ganz ungefährlich: Der Naturschutzbund NRW (NABU) warnt zum Beispiel ausdrücklich davor, den Grünschnitt  mehrere Tage vor Verbrennen des Osterfeuers aufzuschichten. „Die Stapel sind ideale Brut- und Ruheplätze für Kleintiere“, erklärt Pressesprecherin Birgit Königs. „Es dauert wirklich nicht lange, bis die ersten Mäuse, Igel und Ratten in solchen Brennholz-Haufen Unterschlupf suchen. Auch Vögel nisten dort – und werden bei lebendigem Leibe verbrannt, wenn das Osterfeuer dann angezündet wird.“ Wer nicht bis zum Tag des Osterfeuers mit den Vorbereitungen warten will, sollte den Feuerstapel kurz vorm Entzünden zumindest noch einmal umschichten, rät sie.

Sorge um die Feinstaubbelastung

Dr. Marcel Langner vom Umweltbundesamt weist noch auf ein anderes Problem hin: „Durch das Verbrennen von Biomasse und Holz wird seit dem Jahr 2008 in Deutschland mehr Feinstaub produziert als durch die Auspuffgase des gesamten Straßenverkehrs“, sagt der Feinstaubexperte. Die Folgen für Körper und Umwelt sind enorm: Die Feinstaubpartikel in der Luft können das Lungengewebe des Menschen derartig reizen, dass dabei Entzündungen entstehen, die den gesamten Körper angreifen. Ein einzelnes Osterfeuer sei da natürlich nicht ausschlaggebend, räumt er ein. Doch so dicht, wie die Feuer in einigen Regionen Deutschlands abgebrannt werden, könne es durchaus zu Grenzwertüberschreitungen kommen.

Geheimrezept Verantwortungsbewusstsein

Michael Hundt von der Kölner Jägerschaft ist auf diese Risiken allerdings bestens vorbereitet: Auf die Umschichtung des Holzes zum Schutze der Tierwelt legt er sehr großen Wert, auch frischer, stark qualmender Grünschnitt kommt bei seiner Veranstaltung nicht auf den Scheiterhaufen. „Wir benutzen nur trockenes Holz, das recht rückstandsarm verbrennt. Da müssen wir uns auch um das Thema Feinstaub keine großen Sorgen machen“, sagt er. „Es ist einfach eine schöne Sache, am Anfang und am Ende der kalten Jahreszeit ein großes Feuer zu machen, sich zu erwärmen – einfach zusammenzukommen“, bringt  er es auf den Punkt. Und mit Verantwortungsbewusstsein und guter Vorbereitung sollte dem Brauch auch nichts im Wege stehen.


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Verena Köplin

Verena Köplin

geboren 1986, arbeitet als Journalistin für den Kölner Stadt-Anzeiger. Zuvor hat sie Kulturjournalismus an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation studiert und ihren Bachelor mit einer Arbeit zum Thema Amoklaufberichterstattung abgeschlossen. Ihre journalistischen Schwerpunkte liegen sowohl in Kultur und Gesellschaft als auch in der Medienethik. Privat begeistert sich Verena für Filme, Theater und Musik, ist Sängerin in mehreren Bands und liebt es, durch ihre Reisen neue Orte zu erkunden und alte wiederzuentdecken.
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Kategorie: Kultur Stichworte: Brauchtum, Feuer, Osterfeuer, Ostern, Tradition, Umweltschutz

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Über Verena Köplin

geboren 1986, arbeitet als Journalistin für den Kölner Stadt-Anzeiger. Zuvor hat sie Kulturjournalismus an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation studiert und ihren Bachelor mit einer Arbeit zum Thema Amoklaufberichterstattung abgeschlossen. Ihre journalistischen Schwerpunkte liegen sowohl in Kultur und Gesellschaft als auch in der Medienethik.

Privat begeistert sich Verena für Filme, Theater und Musik, ist Sängerin in mehreren Bands und liebt es, durch ihre Reisen neue Orte zu erkunden und alte wiederzuentdecken.

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