In einer Welt, die dem 3D-Wahn verfallen ist, schlägt sich die junge Firma Daedalic Entertainment aus Hamburg gegen den Strom. Unser Autor hat mit den Unternehmern gesprochen.

Die Videospielwelt ist heute bekannt für hektische Action, riesige Multiplayer-Schlachten mit Fokus auf komplexe dreidimensionale Welten und es wird immer schwieriger für Firmen, sich dem Trend zu widersetzen. Und in der Mitte des Ganzen findet sich die junge deutsche Firma Daedalic Entertainment, welche diese Trends komplett links liegen lässt. Mit ruhigen, teils langatmigen Einzelspieler-Adventure-Games mit Fokus auf spannende, interessante, teils tiefsinnige Geschichten und bezaubernde 2D-Welten spielen sie ganz weit oben in der europäischen Videospielbranche mit. Eine Errungenschaft, die seit den 90ern keiner deutschen Firma mit Fokus auf Adventure gelungen ist.
Im Jahr 2007 von den Freunden Carsten Fichtelmann, dem heutigen Geschäftsleiter der Firma und Jan Müller-Michaelis, der heute Creative Director ist, mit kleinen, privaten Geldern gegründet, hat Daedalic Entertainment schon mit seinem ersten Titel, der bunten, nachdenklichen Geschichte „Edna bricht aus“ für Aufsehen gesorgt.
Schwierigkeiten in der Videospielbranche
„Für ein unabhängiges Entwicklerstudio in Deutschland ist es aber dennoch nicht leicht“, so Fichtelmann. Das Entwickeln eines Spiels kann einige Jahre in Anspruch nehme und mehrere hunderttausende Euro kosten. „Trotz Erfolgsmeldungen, dass die Umsätze mit Games schon seit Jahren die der Musik- und Kinoindustrie zusammen deutlich übertreffen“, ist es schwierig, die Unterstützung der Banken zu gewinnen. „Wir hatten das Glück, von Förderungen profitieren zu können“, erzählt Fichtelmann.
Einer dieser Förderungen erhielt Daedalic, als der Ökothriller „A New Beginning“ 2011 die erste Prototypenförderung eines Games überhaupt in Deutschland erhielt. Mit diesem Spiel und dem Nachfolger von „Edna bricht aus“, „Harveys Neue Augen“ hat die Hamburger Firma es geschafft, sich mit seinen malerischen Zeichnungen, seinen kuriosen Charakteren und spannenden Geschichten in der deutschen Videospiel-Elite zu etablieren.
Rekorde und Auszeichnungen für das junge Unternehmen
Ihre jüngste Trilogie Deponia hat schon bei der Veröffentlichung des ersten Teils 2012 den Titel der erfolgreichsten Adventure-Neueinführung des letzten Jahrzehnts eingenommen. Mit der Veröffentlichung des zweiten Teils „Chaos auf Deponia“ gewann das Unternehmen unter anderem den „Deutschen Entwicklerpreis für Bestes Adventure (2012)“, den „Red Dot Design Award: Best of the best (2013)“ und den „Deutschen Computerspielpreis: Bestes deutsches Spiel (2013)“.
Den ersten Rekord stelle Daedalic Entertainment im letzten Jahr mit „Goodby Deponia“ auf: „Goodbye Deponia hat einen Rekordstart hingelegt und es in der Startwoche als erstes Adventure seit 15 Jahren an die Spitze der offiziellen MediaControl-Charts für PC-Spiele geschafft“, so Fichtelmann. Der Umsatz im Jahr 2014 lag, laut Carsten Fichtelmann, bei etwa fünf Millionen Euro. „Wir wachsen stetig und entwickeln uns positiv“.
Dank des YouTube-Phänomens „LetsPlay“, wo Anderen beim Spielen zugeschaut werden kann, erfreuen sich die Spiele von Daedalic Entertainment einer Beliebtheit, wie sie für ähnliche Spiele seit Jahren unmöglich gewesen wäre. Nur so lassen sich Spiele, deren Stärke in Charakter, Atmosphäre, Detailverliebtheit in 2D und vor allem in der Geschichte liegt, von ihrer besten Seite zeigen. „2D in Topqualität ist ein seltenes Handwerk“, betont Herr Fichtelmann. „2D braucht Zeit und Liebe – das geben wir unseren Spielen.“
Schreibe einen Kommentar