Es kann sehr schnell gehen und man selbst bemerkt es häufig nicht sofort: Depression ist eine Krankheit, die ganze Leben, Beziehungen und Karrieren zerstören kann. Doch Prävention und Heilung sind möglich. Hier ein paar Tipps, wie man Anzeichen von Depressionen rechtzeitigt bemerkt und wie man am besten mit ihnen umgeht.

Viele Menschen sind betroffen. Tendenz: Steigend
Psychische Krankheiten sind auf dem besten Weg, Volkskrankheit Nummer eins zu werden. Aktuell sind laut Bundesgesundheitssurvey offiziell über drei Millionen Menschen in Deutschland allein an Depression erkrankt. Der wachsende Druck in der heutigen Leistungsgesellschaft und damit einhergehende Existenzängste tragen wesentlich zu dieser Entwicklung bei. Häufig fängt es harmlos an. Es kommen zunächst vermehrt negative Gedanken wie Trauer und Stress auf. Das Nachdenken darüber, was man zu schaffen hat, was man nicht vergessen darf, bis wann wie viel wovon fertig sein muss, das ewige Abarbeiten von ellenlangen To-Do-Listen. Es wird schlimmer. Man bekommt Angst, all das nicht zu schaffen, was man sich aufgetragen hat. Besonders Studenten oder jungen Menschen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, kann das passieren.
Woran kann man Depression feststellen?
Als Kind ist man meistens glücklich. Man hat goldige, rosige Vorstellungen vom Erwachsenwerden. Spätestens nach Beendigung der Schulzeit sieht es aber anders aus: Was mach ich jetzt, um Geld zu verdienen, um eine Wohnung zu bezahlen, um Essen zu kaufen, um zu leben, mich selbst zu verwirklichen? Wie schaffe ich es, mich auf sinnvolle Weise in diese Welt, die – wie man mehr und mehr feststellt – oft heillos ist, zu integrieren. Man fürchtet sich, alles falsch zu machen und am Ende mittellos dazustehen. Irgendwo im Nieselregen unter einer Brücke zu enden und es können Gedanken aufkommen, ob nicht einfacher wäre, wenn man nicht mehr auf dieser Welt wäre. Man hätte nicht diesen Stress, nicht diesen Druck, nicht diese Angst. Doch diese Gedanken sind ab einem gewissen Maß nicht mehr normal. Der Leistungsdruck und die Existenzangst bewirken einen Kreislauf. Einen Teufelskreis, der alle Freude, alles Interesse und allen Antrieb aufzusaugen scheint, sodass es nur noch negative Gedanken gibt. Jeder wurde sicherlich schon einmal von solchen Gedanken geplagt, das ist im Grunde auch normal. Erst wenn sie überhand nehmen, können sie jedoch Anzeichen einer Depression sein. Die Folge dieser hartnäckigen Gedanken: geringere Konzentrationsfähigkeit, unsolides Selbstvertrauen, Ess- und Schlafstörungen, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und suizidale Gedanken.
Ich glaube, ich bin depressiv. Was jetzt?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine Depression zu behandeln. Medikamente, Psychotherapien, Selbsthilfegruppen oder einfach der Austausch mit anderen. Wenn die Depression im Anfangsstudium und noch nicht so stark entwickelt ist, können einfache Anwendungen schon zur Besserung führen.
Zu allererst: Das Eingeständnis
Das Wichtigste ist, sich eingestehen zu können, dass die Depression eine Krankheit ist, es aber erfreulicherweise auch Heilungsmöglichkeiten gibt. Dazu kann ein offener Umgang mit den eigenen Gedanken beitragen. Gespräche mit Freunden, Kollegen und Familie wirken hier unterstützend.
Bewegung: bevorzugt draußen
Regelmäßige körperliche Betätigung, ob Sport oder Haushalts- beziehungsweise Gartenarbeit lenken einen von seinen negativen Gedanken ab. Der Antrieb wird gesteigert und man erlangt das Gefühl wieder, etwas schaffen zu können. Das Erlebnis von Selbstwirksamkeit nennen die Experten das. Außerdem gibt das Sonnenlicht bei Outdoor-Aktivitäten zusätzliche positive Energie.
Realitätsbezug wiederherstellen
Im Zuge einer Depression bewertet man negative Geschehnisse allgemein schlechter oder hoffnungsloser als sie eigentlich sind. Man sollte darüber mit anderen sprechen. Selbsthilfegruppen, Freunde und Familie sollten hierbei die erste Anlaufstation sein. Andere Menschen haben eine andere Sicht auf die Dinge als man selbst. Sie helfen, Situationen realistischer einzuschätzen und relativieren die eigenen ausweglosen Gedanken in heilsamer Weise.
Professionelle Hilfe
Halten diese Gedanken an, ist meist nur noch der Gang zu Ärzten oder Psychologen hilfreich. Alternativ können auch die anonyme und kostenfreie Telefonseelsorge oder Nottelefone von Ämtern und Behörden kontaktiert werden.
Letztendlich ist wichtig, dass man eine Depression nicht in sich hineinwachsen lassen sollte, sondern man sollte sie sich einzugestehen und sich Hilfe suchen. Nur so kann die Krankheit überwunden werden. Dass es immer die Möglichkeit gibt, wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist dabei der Motor für Hoffnung.
Weiterführende Informationen gibt es bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Depressionen sind ein zu häufig benutztes Wort. Es ist ein Fehler in der deutschen Sprache, dass man den Begriff Depressionen für das Gefühl benutzt, das ein Kind hat wenn es an seinem Geburtstag regnet. Und es gleichsetzt mit dem, was ein Mann fühlt, in der Sekunde bevor er Suizid begeht. Viele Menschen sind depressiv, aber es ist ein Tabu-Thema. Ein abgesägtes Bein würde niemand als Kleinigkeit abtun, denn es ist für jeder Mann sichtbar. Krankheiten des Geistes sind unsichtbar und werden nicht ernst genommen. Man hört sowas wie: Kopf hoch oder: Stell dich nicht so an.
Aber diese unsichtbaren Fesseln sind stärker und schmerzhafter als es eine fleischliche Narbe sein könne.
Der Journalist und Psychologe Andrew Salomon hat eine inspiriende Rede über Depressionen gehalten. Mir persönlich hat es viel gegeben:
https://www.youtube.com/watch?v=-eBUcBfkVCo
Leider etwas verknappt dargestellt.
Es gibt noch viel mehr Dinge, die man machen kann, zb mit gesunder Ernährung, dem ausüben von Hobbys und dem führen eines glückstagebuchs (im Anfangsstadium), Meditation, Yoga etc.
Später ist die Differenzierung verschiedener Therapieformen wichtig, zb nach Verhaltens- oder tiefenpsychologischer Therapie und nach Tagesklinik oder stationärer Behandlung (je nach Schwere der Erkrankung). Das kam im Text leider völlig zu kurz.