Die durch die Regierung angeordneten Maßnahmen zur Maskenpflicht im öffentlichen Raum erzeugen für uns bis dato ungekannte Bilder in der Bahn, im Bus oder Supermarkt. Wie die Corona Pandemie unser Sozialverhalten beeinflusst und uns unsere Werte und Moralvorstellungen gänzlich neu überdenken lässt.
Die Corona Pandemie hält die Welt in Atem, oder auch nicht. Der Atem ist genauso exhaliert wie inhaliert – in den Mundschutz vor der Nase. Frischluft Fehlanzeige.
Seit gut einer Woche herrscht nun Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Dies gilt für den öffentlichen Personenverkehr, als auch für den Einzelhandel. Wer einkaufen gehen möchte, kann dies nur mit Schutzmaske. Hat man keine medizinische Schutzmaske zur Hand, geht auch ein Schal oder ähnliches. Hauptsache da ist ein Stück Stoff, welcher Mund und Nase bedeckt. So jedenfalls wurde es uns von der Politik auferlegt. Schaut man sich mal um in der Gesellschaft, nehmen die Deutschen dies freiwillig und auch gerne an, so sieht man weit und breit Menschen, welche ihre Maske sogar mehr als pflichtbewusst allein im Auto oder im Wald tragen. Passierende Jogger im Wald pöbeln einem ironisch entgegen „Danke, dass ihr Abstand haltet!“, weil man den Weg geht wie immer, anstatt sich am Wegesrand halb in den überhängenden Sträuchern der Natur zu verheddern.
Shoppingexperience zu Corona Zeiten
Ich habe ein Experiment gewagt. Wie weit kann man gehen? Meine gute Freundin Ilona und ich haben uns gestern in einen großen Supermarkt aufgemacht. Also natürlich geht das heute nicht mehr so spontan wie früher, Vorkehrungen müssen getroffen werden. Der medizinische Atemschutz war leider vom Regen durchweicht, eine Alternative musste her. Motorradsturmmasken waren noch vorhanden. Also gut, das schwarze Ding über den Kopf gestülpt und anschließende Begutachtung im Spiegel. So wie das jede Frau macht, bevor sie das Haus verlässt. Na ja, passt noch nicht so ganz. „Warte!“, sagte meine Freundin. „Wir machen uns einen Zopf und holen unsere Haare zu einem zusammengebundenen Pferdeschwanz aus der nun drapierten Maske heraus.“ Grandiose Idee – gesagt getan. Ob das so richtig umgesetzt ist Frau Merkel? Erneute Begutachtung, obligatorisches Spiegelselfie, um dies auch für die Community und die Nachwelt festzuhalten, und ab in den Supermarkt.
Was macht die Krise mit uns?
Außer verwunderte und ein paar ängstliche Blicke, ernteten wir nichts. Niemand wagte es uns anzusprechen. Nicht mal ein Kopfschütteln. Also alles normal? So weit sind wir also schon. Und das nach nur 5 Tagen der eingeführten Schutzmaßnahmen in Deutschland. Dass man in diesem Aufzug eigentlich auch gleich die nächste Bank hätte „besuchen“ gehen können, stört auch niemanden mehr.
Ich beobachte in diesen Tagen in den Social Media Netzwerken, was diese Krise mit uns allen macht. Da gibt es die Selbstständigen und Gastronomen, die um ihre Existenz bangen. Die Angestellten, die ihren Job verloren haben oder diejenigen, die jammern über ihre Homeoffice Tätigkeit, bei der einfach keine sozialen Kontakte mehr richtig möglich sind. So sitzen die Menschen zu Hause, drehen sich um sich selbst, in ihren eigenen Gedanken und Ängsten. Aber auch diese Menschen müssen raus und einkaufen gehen.
Social Distancing, das Unwort des Jahres 2020
Argwöhnisch und misstrauisch tapsen die Menschen wie Raubtiere umeinander her. Überall schwebt die Angst im Raum. Die Angst vor dem Virus – die unsichtbare Gefahr, die Angst vor anderen Menschen. Hinsichtlich dieser Tage stellt sich mir die Frage, wie viele Menschen nach oder in dieser Pandemie in einer Sozialphobie landen werden. Ein freundliches „Guten Tag“ an der Kasse bleibt ja leider auch schon aus – auch mit „normaler Maske!“, weil man sich mit dieser wirklich notwendigen Schutzvorkehrung in seiner Freiheit, frei zu sprechen, beschnitten fühlt. Oder sich einfach fügt. Je nachdem, welche Gesinnung man in diesen Tagen an den Tag legt.
Verschleierung zu Corona Zeiten
Der Aufschrei war groß, über die muslimischen Nikap-Trägerinnen in Deutschland. Viele werteten die Verschleierung als Bedrohung und Angriff auf unsere Werte der Freiheit und Unabhängigkeit. Nun ändern auch wir, wenn auch unter anderen Bedingungen, unsere Einstellung in Zeiten von Corona. Nun ist eine Stimmung zu verzeichnen, bei welcher die Leute eher dankbar als aversiv diese Maßnahmen annehmen – aus Angst. Freiheit und Unabhängigkeit sind ausradiert, wenn es in diesem Kampf gegen die unsichtbare Gefahr ums vermeintliche Überleben geht. Sich den Maßnahmen anpassend, ängstlich, fügend oder gar resigniert, schauen uns Augenpaare an. Eine normale Stimmung in diesen Tagen. Der normale Alltag zur Corona Zeit. Beängstigend.
Wir, meine Freundin Ilona und ich, werden dieser Krise mit einer gewaltigen Portion Humor strotzen. Der Angst keinen Raum geben, in welcher sie sich entfalten kann. Denn Humor ist der Teil in unserem Leben, den wir in diesen Zeiten nicht verlieren sollten.
Schreibe einen Kommentar