
Das viel diskutierte und zitierte Burnout-Syndrom trifft nicht nur Menschen mittleren Alters. Unsere Autorin zeigt auf, dass auch vermehrt junge Menschen darunter leiden und welche Gründe dafür verantwortlich sein könnten.
Das Burnout-Syndrom ist eine Krankheit, die sich durch emotionale Erschöpfung und daraus folgende Leistungsschwächen bemerkbar macht. „(to) burn out“ lässt sich in der deutschen Sprache mit dem Wort „ausbrennen“ beschreiben. In den meisten Fällen tritt dieses Krankheitsbild bei starker Überlastung im Berufsleben auf, daher war dieses Problem erst nur für Manager mittleren Alters präsent. Da diese mitten in ihrer Kariere stecken und diese möglichst schnell und erfolgreich vorantreiben wollen. Diese Annahme erwies sich jedoch als komplett falsch, vor allem in den letzten Jahren. Denn immer mehr junge Menschen, besonders Schüler, Studenten und junge Arbeitnehmer, sind durch dieses Syndrom ausgebremst. Lange Zeit galt dies als völlig unmöglich, denn Jugendliche galten nicht als gefährdete Zielgruppe.
Gesellschaftlicher Druck zerstört die Jugend
Doch heute weiß man, dass besonders junge Menschen einem enormen Druck durch die Gesellschaft ausgesetzt sind. Diese Entwicklung führen Wissenschaftler auf den steigenden Druck der Schulen und Arbeitgeber und die parallel ablaufende Pubertät zurück. Während Kinder zu Erwachsenen heranreifen, werden sie einem großen Stress ausgesetzt, mit dem sie immer häufiger nicht mehr zu Recht kommen. Von vielen Jugendlichen wird erwartet, dass sie später einmal die Würdeträger der Gesellschaft werden und in jedem Bereich, egal ob Schule, Sport oder Musik, herausragende Leistungen erzielen, um sich somit in der Welt der Elite zu etablieren. Dazu kommt, dass viele neben ihren Pflichten kaum mehr Zeit für einen Ausgleich finden, bei dem sie abschalten und entspannen können.
Auch junge Arbeitnehmer, die gerade erst in die Berufswelt einsteigen, sind durch dieses Syndrom geplagt. Befristete Arbeitsverträge verschlimmern diesen Zustand enorm. So fühlt sich der Arbeitnehmer verpflichtet über seine Grenzen hinaus zu arbeiten und immer mehr Leistung zu zeigen und zu erzielen, um auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu hoffen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Dies wird leider auch von manchen Arbeitgebern ausgenutzt. Doch nicht nur Arbeitgeber sind an dieser Problematik beteiligt. Durch die fehlende Bereitschaft der Ärzte, Burnout als offizielle Krankheit anzusehen, fehlt vielen betroffenen Jugendlichen die Möglichkeit zur schnellen Regeneration. Symptome wie Leistungsabfall, starke Reizbarkeit und Schlaflosigkeit werden zu oft als Begleiterscheinungen der Pubertät abgetan. Einige Jugendliche flüchten sich daher in eine Sucht, die enorme Ausmaße auf die Entwicklung hat. In den letzten Jahren hat die Zahl der an Depressionen und Burnout erkrankten jungen Menschen stark zugenommen. Krankenkassen führten dann die entsprechenden Studien durch und das Ergebnis ist erschreckend. Jeder zehnte Berufstätige unter 30 Jahren leidet unter Depressionen und Burnout.
Die Lösung könnte so einfach sein
Doch was kann man gegen diesen steigenden Druck tun? Die Antwort hört sich so einfach an, ist jedoch in der Realität meist schwer umzusetzen. Der Lösungsansatz fängt schon in der Schule an. Eltern und Lehrer sollten die jungen Menschen beobachten und erste Anzeichen nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn je länger man wartet, umso schlimmer sind die Langzeitschäden des Betroffenen. Eltern sollten ihren Kindern vor allem die Möglichkeit geben, sich in ihrer Freizeit frei nach ihren Vorstellungen entfalten zu können. Entspannungsphasen werden hierbei unterstützend von Ärzten empfohlen. Doch auch Lehrer können helfen, den Leistungsdruck zu verringern, ohne dabei auf deren Leistungsstandard verzichten zu müssen. Durch kurze Atmungsübungen vor den Klausuren, die die Anspannung der Schüler nimmt, steigert sich das Leistungsvermögen und der Druck wird gesenkt. Zusätzlich ist es fatal, junge Menschen zu unerreichbaren Leistungen anzuspornen. Um die Schulzeit gut zu durchlaufen, bedarf es also der Zusammenarbeit der Lehrer, Eltern und Schüler, um einen passenden Weg zu finden.
Berufsanfänger benötigen hingegen klare Strukturen und Aufgabenfelder. Ihr Aufgabenbereich muss klar definiert werden, sodass eine Überarbeitung und ein Wetteifern mit andern Kollegen wegfällt. Zusätzlich sind Gesundheitszentren in Betrieben eine gute Möglichkeit, dem Arbeitnehmer eine gesunde Arbeitsweise näher zu bringen. Mit Sportangeboten kann man dem Angestellten vor Ort eine Ausgleichmöglichkeit schaffen, die er prima zur Entspannung nutzen kann. Doch auch Arbeitszeiten und Pausen sollten klar definiert und strukturiert sein. Zudem sollte der Betrieb Wert auf die Einhaltung dieser Zeiten legen, um eine Überarbeitung und somit das Ausfallrisiko der Angestellten so gering wie möglich zu halten. Leider scheitern diese Vorkehrmaßnahmen viel zu oft an der Realität. Eine immer schneller werdende Wirtschaft und Gesellschaft zwingt den Menschen zu unerreichbaren Leistungen. Alles muss immer besser werden. Der Druck steigt und der Mensch findet keine Ausweichmöglichkeiten. Die ständige Erreichbarkeit und das Pflichtgefühl des Arbeitnehmers stehen ihm dabei als größtes Problem im Weg. Erst wenn man es schafft, diesen Druck von sich abzuwenden und eine Distanz zu seiner Arbeit schafft, ist man in der Lage, Burnout zu vermeiden.
Worauf bezieht sich der Sinn des Lebens?
Für viele Menschen, die an Burnout erkrankt sind, wird diese Frage sehr präsent. Denn man hat die persönliche Antwort darauf in vielen Fällen aus den Augen verloren. Das Verhältnis des Menschen zur Welt besteht nicht nur aus der Arbeit. Sein eigenes Leben zu erhalten, ist des Menschen größtes Gut. Doch sieht die Erhaltung dieses Lebens vor, sich bis zur vollkommenen Erschöpfung zu belasten? Harte Arbeit zahlt sich immer aus, doch am Ende der Arbeitszeit, mit dem Eintritt in das Rentenalter kommt doch die Frage auf: Wofür hat man jetzt so lange so hart gearbeitet? Viele Menschen können ihre Erwirtschaftungen im Alter nicht oder nur beschränkt nutzen, da sie durch die viele Arbeit zu schwach geworden sind oder sich krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage fühlen, großartige Aktivitäten auszuüben. Doch diese Art zu leben verfolgt nicht den eigentlichen Sinn des Lebens. Das Wertesystem der Menschen muss sich in dieser Hinsicht wieder grundlegend ändern.
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