Geschafft! Der AS Monaco ist endlich wieder erstklassig. Die Rot-Weißen steigen als Tabellenführer nach zweijähriger Abstinenz wieder auf. Ex-Bundesligaspieler Andreas Wolf und Georgios Tzavellas bekommen in Zukunft prominenten Zuwachs. Nachdem der Champagner getrocknet war, zückte der milliardenschwere russische Besitzer des Clubs Dmitri Ribolowlew sofort das Scheckheft. Alleine mit der Rückkehr in die französische Ligue 1 wird sich der Nobelklub nicht begnügen – das Fürstentum will in die Königsklasse! Der Russe jonglierte dafür ohne Scheu mit ganz großen Namen. „Wir sind froh, dass Radamel Falcao die Herausforderung mit Monaco für die Zukunft annimmt. Es ist eine Ehre, einen der besten Spieler der Welt in unserem Team zu haben“, sagte Dmitri Ribolowlew.
Größter bisheriger Transfer-Coup ist der begehrte Super-Knipser Radamel Falcao. Er soll in Monaco einen Fünf-Jahres-Vertrag erhalten. Zuvor hatte der 27-Jährige in seinem letzten Spiel bei Atletico Madrid im Pokalfinale den Erzrivalen Real Madrid – mit 2:1 nach Verlängerung – bezwungen. Nachdem er den FC Porto 2011 fast im Alleingang zum Europa-League-Titel geschossen und dabei mit 17 Treffern einen 15 Jahre alten Tor-Rekord von Jürgen Klinsmann gebrochen hatte, ist Falcao vor zwei Jahren in die spanische Hauptstadt gewechselt. In zwei Spielzeiten erzielte der tiefreligiöse Mann, der als Kind eigentlich Baseballspieler werden wollte und vom Papa nach dem früheren brasilianischen Nationalspieler Falcao getauft wurde, 70 Treffer für Atlético. Sein bisheriger Trainer Diego Simeone versichert: „Nach oben hat er keine Grenzen. Er kann viel besser werden. Er ist ein toller Mensch, superehrgeizig.“ Die Ablösesumme von 60 Millionen Euro stellt einen Transferrekord für die Ligue 1 da. Ebenfalls ganz aus dem Häuschen war Trainer Claudio Ranieri. „Als die Funktionäre mir gesagt haben, dass sie Falcao holen wollten, habe ich gesagt: Das ist ein Topspieler, schnell, mit Teamgeist und vor allem ein Supertorjäger. Und außerdem wird seine Präsenz andere gute Profis hierher locken“, sagte der Italiener.
Die hohe Fußball-Prominenz soll ins Fürstentum geholt werden
Dabei ist Falcao zwar der prominenteste, nicht aber der erste Hochkaräter, der vom AS Monaco in den knapp fünf Wochen seit dem Aufstieg angeheuert wurde. Die Monegassen hatten sich zuvor bereits für insgesamt 70 Millionen Euro die Dienste des Kolumbianers James Rodriguez (21) und des Portugiesen Joao Moutinho (26) vom FC Porto gesichert. Abwehr-Routinier Ricardo Carvalho (35) von Real Madrid, ebenfalls ein ehemaliger Spieler aus Porto, zieht ablösefrei an die Côte d’Azur. In Verbindung mit Monaco werden dazu unter anderem auch Carlos Tévez (Manchester City), Wayne Rooney (Manchester United) und Barcelona-Torwart Víctor Valdés gebracht. Dies gilt ebenfalls für die französischen Nationalspieler Jérémy Ménéz und Mamadou Sakho (beide PSG), sowie Mapou Yanga-Mbiwa und Mathieu Debuchy (beide Newcastle) und den vereinslosen Ex-Barcelona-Profi Eric Abidal.
Das schwarze Schaf in Frankreich
Wenig überraschend ist, dass die heimische Konkurrenz in der Ligue 1 den Rückkehrer aus dem Königreich nicht gerade freundlich empfing. Die Liga lehnte die Association Sportive – kurz AS – zumindest unter den derzeitigen Bedingungen ab. Der Hintergrund: Die überwiegende Mehrheit in der französischen Liga forderte, dass Monaco seinen Geschäftssitz auf französisches Staatsgebiet verlegt, um dann auch dem französischen Steuerrecht zu unterliegen. Dies stieß angesichts der Grundsatzforderung von Staatspräsident Francois Hollande, Einkommen von über einer Million Euro jährlich mit 75 Prozent Steuern zu belegen, auf wenig Begeisterung. Verbandspräsident Noel Le Graet schlug als Kompromiss vor, dass Monaco zwar im Fürstentum sesshaft bleiben solle, dafür aber in den nächsten vier bis sieben Jahren 200 Millionen Euro als Kompensation an die Liga zahlen würde. Das wurde von der Liga empört als „Freikauf” abgelehnt. „Dann können wir ja auch die Topvereine unserer Nachbarstaaten Luxemburg und Andorra aufnehmen”, ächzte ein Clubpräsident.
Die Liga drohte mit Boykott, denn derzeit hat der AS einen nicht ausgleichbaren Vorteil: Im Staat Monaco zahlen ausländische Fußballer überhaupt keine Einkommenssteuer. Seit das Fürstengeschlecht der Grimaldis im Dezember 2011 knapp 67 Prozent des Vereins an den russischen Oligarchen Ribolowlew – laut Forbes-Liste die Nummer 119 der Welt unter den Reichen – verkauft hat, verstärkte sich der Gegenwind aus Frankreich deutlich. Monaco (siebenmal französischer Meister, fünfmal Pokalsieger) hat zwar für Frankreich im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger (0:2 gegen Werder Bremen 1992) und im Finale der Champions League (0:3 gegen Porto 2004 in Gelsenkirchen) gestanden.
Das allerdings – wie jetzt behauptet wird – nur aufgrund von Finanzdoping. Fest steht: Seit der Zeit von Thierry Henry, Emmanuel Petit und Lilian Thuram hat das Ausbildungszentrum von Monaco keine Weltklasse-Nationalspieler mehr hervorgebracht. Hinzu kommt: Monaco ist ein unabhängiger Staat und müsste mit seinen knapp 40.000 Einwohnern also eigentlich eine eigene Liga gründen. Schließlich ist Monaco auch unabhängiges Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee. Eigner Ribolowlew will derweil vor Gericht ziehen. Er beruft sich auf ein Abkommen aus dem Jahr 1869, als die Grimaldis gerade ihr Piraten-Dasein abgelegt hatten. Demzufolge sind Ausländer in Monaco nicht steuerpflichtig. Ribolowlew kämpft damit um sein Projekt, Monaco in die Spitze des europäischen Fußballs zurückzuführen. Die Steuerfreiheit ist sein schlagkräftigstes Argument für die geplante Mega-Aufrüstung seines Teams.
Monaco oder Paris, Hauptsache Geld
Die nächste Saison der Ligue 1 verspricht ein Duell der Neureichen zwischen der Association Sportive und Meister Paris Saint-Germain, das seit 2011 von Ölscheichs aus Katar geführt wird und prompt den ersten Ligatitel seit 1994 holte. Es winkt auch ein Duell zwischen Falcao und Torschützenkönig Zlatan Ibrahimovic. Vorfreude sieht jedoch in der „Grande Nation“ anders aus. Dmitri Ribolowlew interessiert das nicht. Mit einem geschätzten Vermögen von 9,5 Milliarden Dollar, möchte er nun die Poleposition im europäischen Fußball erreichen. Spannend wird auch sein, wie sehr das Financial Fairplay in Zukunft greifen wird und wie dann mit solchen Fußballclubs verfahren wird. Eins ist auf jeden Fall sicher: Das Fürstentum genießt wieder die Aufmerksamkeit, die es solange vermisst hat.
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