Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und in der gesamten zehnten Stufe kursieren die abenteuerlichsten Planungen von Halbjahres-Aufenthalten in den USA, Kanada, Australien, England oder Neuseeland. Doch meistens sind alle nahezu identisch: Ein Schüler wendet sich an eine Organisation, wird einer Gastfamilie in seinem Wunschland zugewiesen und verbringt dort zwei Schulterms, bevor er wieder nach Deutschland zurückkehrt. In der Regel wechselt der Schüler die Gastfamilie mindestens einmal während des Aufenthalts und so erlebt er einen relativ eintönigen Alltag, bei dem er angeblich in der Schule und im Umgang mit Landsleuten seine Englischkenntnisse verbessern kann.
Auslandsaufenthalt – ja oder nein?
Doch es kann auch ganz anders verlaufen! Mir stellte sich nämlich exakt dieselbe Frage, wie so vielen anderen Schülern auch: Auslandsaufenthalt – ja oder nein? Von vorne herein war mir klar, dass ich so wenig Schulstoff wie möglich verpassen und deswegen möglichst in den Sommerferien meine Auslandserfahrung machen wollte. Doch dies erwies sich nach mehreren Gesprächen mit verschiedenen Organisationen als unmöglich, da das Schuljahr in Amerika fast zeitgleich mit dem in Deutschland beginnt und somit ein Schulbesuch ausgeschlossen war – zu meiner heimlichen Freude.
Bei einer Organisation hatte ich Glück: sie bot mir einen sogenannten „Ranchstay“ an. Ein „Ranchstay“ sollte etwas Ähnliches wie ein Auslandsjahr sein, nur dass man dabei anstatt einer Familie einer Ranch oder einer Farm zugewiesen wird, auf der man für einen beliebigen Zeitraum wohnen kann und dabei keine Schule besucht. Vielmehr konzentriert man sich ganz und gar auf das Leben auf dem Land.
Abenteuerurlaub in Colorado
Für mich eine sehr gute Alternative, da ich nicht zur Schule gehen musste und in Deutschland keinen einzigen Schultag verpasste – und nebenbei einen wirklichen „Abenteuerurlaub“ erleben konnte. Ich wurde also einer Ranch im Bundesstaat Colorado in den USA zugewiesen, zu der ich in den Sommerferien hinflog. Meine Gefühle waren gemischt: teils skeptisch, teils sehr optimistisch. Doch als ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie aufgenommen und mir alles gezeigt wurde, verflogen meine pessimistischen Gedanken sehr schnell. Die Ranch war sehr gepflegt und erfüllte meine Erwartungen in jeder Hinsicht. Darüber hinaus plante meine Gastfamilie für mich schon am ersten Tag viele Aktivitäten wie Riverraftig und Wasserski.
Ich wurde in den Tagesablauf eingeführt und durfte bei jeder Tätigkeit – vom Kühe melken über Schweine füttern und Schafe scheren – mithelfen und meine Hilfe wurde auch sehr geschätzt. An den Wochenenden planten wir Ausritte oder wir nahmen an Rodeos teil. Ich erlebte also wirklich viel und verbesserte meine Englischkenntnisse sehr.
Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ein „Ranchstay“ ist doch eine sehr abenteuerreiche und finanzierbare Alternative zum Halbjahres-Aufenthalt, zumal dabei nicht primär die Englischkenntnisse im Vordergrund stehen, sondern das Erleben des Lebens auf dem Land in Amerika. Und nebenbei sammelt man so manche Lebenserfahrung. Ein wirklich gelungener Auslandstrip!
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