Begonnen am 1. September 1939 durch den deutschen Überfall auf Polen und den ersten Schüssen des Schiffs "Schleswig-Holstein" auf die Westernplatte vor Danzig, dauerte der Zweite Weltkrieg in Europa fünfeinhalb Jahre. In dieser Zeit starben zwischen 60 und 70 Millionen Menschen. Es wurden unsagbare Gräuel begangen und es kam unter nationalsozialistischer Herrschaft zum Genozid an den europäischen Juden, dem Holocaust. Schon bei Hitlers "Machtergreifung" und der Übernahme des Reichskanzleramtes am 30. Januar 1933 begann im Grunde genommen der Zweite Weltkrieg bereits, denn ab diesem Zeitpunkt wurde gemäß nationalsozialistischer Ideologie auf einen erweiterten "Lebensraum" für das deutsche Volk hingearbeitet. Schon am 14. Oktober 1933 trat Deutschland aus dem Völkerbund aus, welcher nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges als supranationale Einrichtung zur Wahrung des Friedens in Europa geschaffen wurde.
Es folgen diverse Aufrüstungen und schrittweise Mobilmachungen, wie die Wiedereinführung der Wehrpflicht am 16. März 1935, oder dem deutsch-britischen Flottenabkommen desselben Jahres. Schon zu dieser Zeit versucht Hitler, eine möglichst günstige Ausgangslage für einen bevorstehenden Krieg zu erreichen. So verleibte sich das "Dritte Reich" schon vor dem Krieg Territorien ein, wie mit dem "Anschluss Österreichs" am 12. März 1938, dem sogenannten "Münchner Abkommen", oder dem Einmarsch in die Resttschechei im März 1939. Die von den Briten unter deren Premier Chamberlain geführte "Appeasement-Politik" unterstütze Hitlers Vorhaben noch ungemein, da man glaubte, Deutschland würde seine Forderungen fallenlassen, wenn man nur genügend Zugeständnisse machen würde.
Der Schrecken des Holocaust
Mit dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 begann im Grunde schon der Holocaust, denn die Entrechtungen, Verfolgungen und Ausschreitungen gegen Juden wurden von da an immer brutaler. 1935 traten die "Nürnberger Rassegesetze" in Kraft, welche die Juden zunächst auf gesetzlicher Ebene stigmatisierte. Juden durften keine Ehe mit "Deutschen oder artverwandten Blutes" eingehen, wie es im "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" hieß. Doch diese, zunächst im öffentlichen Leben nicht sichtbare Zeichnung änderte sich schon am 17. August 1938. Knapp drei Monate vor den Judenpogromen am 9. November 1939 trat die "Namensänderungsverordnung" in Kraft, die vorschrieb, dass Juden entweder Sarah oder Israel in ihrem Pass stehen haben mussten. Mit dem verordneten Tragen des "Judensterns" ab 1941 war dann die sichtbare Stigmatisierung auf dem Höhepunkt angelangt.
Der 8. Mai 1945: "Stunde Null"?
In diesen Tagen hört oder liest man oft, dass der 8. Mai 1945 besonders in Deutschland als "Stunde Null" bezeichnet wird. Doch stimmt das? War wirklich alles neu? Meiner Meinung nach kann man das Datum, bzw. die Zeit danach höchstens partiell als Neuanfang sehen. Es gab besonders im medizinischen und juristischen Bereich personelle Kontinuitäten, die vom "Dritten Reich" bis tief hinein in die Bundesrepublik reichten.
Doch war es wiederum ein Neuanfang für das politische System in Deutschland. Es bildeten sich neue Parteien, wie die CDU oder die FDP, und bereits bestandene Parteien fassten wieder Fuß, wie die SPD. Das deutsche Volk konnte sich nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur und der kurzen Besatzungszeit endlich wieder demokratisch betätigen. Unter dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer erlangte Deutschland nicht nur wieder sein Ansehen in der Welt zurück, auch die Versöhnung mit dem alten "Erbfeind" Frankreich, sowie den unter der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden lagen ihm am Herzen.
Der 8. Mai 1945 war damit auch ein Tag des Neuanfangs, aber er war auch ein Tag der Teilung. Dabei geht es nicht nur um die spätere deutsche Teilung in BRD und DDR, sondern vor allem um die Teilung der Welt in zwei Blöcke: Der kapitalistisch, liberale Westen auf der einen und der kommunistische Osten auf der anderen Seite. Nun sollte nach den Wirren und Schrecken des Zweiten Weltkrieges der Kalte Krieg für mehrere Jahrzehnte die Welt in Unsicherheit und Angst vor dem jeweils nächsten Tag versetzen.
Der 8. Mai 1945 für uns
Unsere Generation hat wohl als letzte die Chance, Zeitzeugen, Täter und Opfer zu treffen. Wir tragen keine Schuld am Zweiten Weltkrieg und den nationalsozialistischen Verbrechen. Aber wir tragen eine besondere Verantwortung gegenüber denen, die den Krieg miterlebt haben und gegenüber den Generationen, die nach uns kommen. Wir dürfen nie wieder zulassen, dass erneut ein geistiger Nährboden Für Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Hass entsteht. Um mit den Worten des kürzlich verstorbenen Bundespräsidenten a.D., Richard von Weizsäcker, zu schließen, die er selber in seiner wohl berühmtesten Rede vor 30 Jahren, am 8. Mai 1985 im deutschen Bundestag hielt:
"Hitler hat stets damit gearbeitet Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder gegen Weiß. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander."
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