Nach China einzureisen ist alles andere als leicht. Ich brauche ein Z-Visum, ein Arbeitsvisum, nur erhältlich mit originaler Einladung des Arbeitgebers, sowohl auf Chinesisch als auf Englisch. Mein Arbeitgeber ist die Sichuan International Studies University in Chongqing, kurz SISU. Das ist eine Universität, die fast ausschließlich auf Fremdsprachen ausgerichtet ist. Um an die Einladung dieser Uni zu kommen, wurde mir folgende Liste der zu besorgenden Unterlagen geschickt: Kopie des gültigen Passes, Lebenslauf, Kopie des letzten Bildungsabschlusses, zwei Empfehlungsschreiben, digitales Foto, Gesundheitszeugnis des öffentlichen Krankenhauses, Kopie der Krankenversicherung, polizeiliches Führungszeugnis.
Gesundheits- und Führungszeugnis waren nicht schwer zu bekommen. Allerdings verbrachte ich das Semester in Spanien, musste das Führungszeugnis aber persönlich beantragen. Ich wollte mich mit dem spanischen Gesundheitssystem nicht ausführlicher als nötig auseinandersetzen, weshalb ich einen Besuch in Deutschland einlegte. Zu den Flugkosten kamen 13 Euro für das Führungszeugnis und 25 Euro für das Gesundheitszeugnis hinzu. Dass die beiden Empfehlungsschreiben so schnell fertig wurden, habe ich zuvorkommenden Dozenten zu verdanken. Mein Tipp: Sobald die Chance besteht, dass evtl. in naher Zukunft eine Einladung nach China eintreffen könnte – Termine machen. Bei der Stadt, beim Arzt, bei Dozenten (je nach benötigter Art des Visums).
Impfungen
Solange man auf die Einladung wartet (was in meinem Fall zwei Monate gedauert hat), sollte man die Zeit nicht nur mit nervösem Nägel-Kauen verbringen, sondern auf jeden Fall seinen Impfpass kontrollieren: Ich hatte nicht einmal alle Standard-Impfungen, die kostenlos und definitiv empfehlenswert sind. Die Liste der Krankheiten, die in China auf einen lauern, ist ebenfalls lang. Das Auswärtige Amt rät zur Impfung gegen Hepatitis A und B, Tollwut, Japanische Enzephalitis und Typhus. Ich bin der Meinung, dass das auf Nummer-Sicher-Gehen im Falle der Gesundheit keine schlechte Sache ist. Allerdings halte ich es für ebenso sinnvoll, sich vorher zu informieren, inwieweit die Kosten übernommen werden; denn Impfstoffe sind teuer.
Bei privaten Reisen werden meist (abhängig von der Krankenkasse) alle Impfungen übernommen. Bei Berufsreisen, zu denen meine zählt, keine. Klingt unfair? Finde ich auch. Die Krankenkasse geht davon aus, dass der Arbeitgeber für die Kosten aufkommen muss. Aber da hapert’s noch bei der Kommunikation. Mein Tipp: Auf jeden Fall zum Arzt und sich beraten lassen! Auch zum Thema Reiseapotheke und Problemfälle vor Ort. Du bist nicht sicher, ob du jemals das Visum bekommen wirst? Egal, die Impfungen bieten in jedem Fall einen guten Anlass für einen entsprechenden Urlaub.
Die Beantragung des Visums
Das Warten auf die Einladung der Uni war für mich bisher die härteste Probe. Zwei Monate sind ja auch eine verdammt lange Zeit. Der „Invitation letter“ und ich kamen etwa gleichzeitig in Deutschland an. Zwei Tage später ging es für mich zu „meinem“ chinesischen Konsulat in Frankfurt, mit Reisepass, Passfoto, vier Seiten langem Antrag (den ich insgesamt dreimal ausfüllte und immer noch keine Ahnung hatte, was ich da eigentlich beantragen wollte) – und natürlich der Einladung. Das Konsulat war erstaunlich leer und die Atmosphäre um einiges entspannter, als ich sie mir vorgestellt hatte.
Ein netter indischer Rezeptionist ging geduldig den Antrag mit mir durch und beantwortete alle Fragen auf perfektem Deutsch. Warum er in einem chinesischen Konsulat arbeitet, traute ich mich trotzdem nicht zu fragen. Die chinesische Dame hinter dem Schalter war ebenfalls sehr freundlich und sogar euphorisch, als sie sah, an welcher Uni ich unterrichten werde. Ihr Kommentar: „Daher habe ich mein Deutsch!“ Mein Tipp: Sich bloß nicht verrückt machen, v.a. nicht mit dem Antrag, denn vor Ort wird einem geholfen. Und auch keine Panik, wenn etwas vergessen wurde: Es gibt einen Kopierer und sogar eine Fotobox im Konsulat. Solang der Reisepass dabei ist, kann also nichts schief gehen.
Meine größte Angst ist nun die Konfrontation mit Mandarin, das mit den von mir bisher erlernten Sprachen so gar nichts zu tun hat. Drei Wochen bleiben mir noch, um auf busuu.com oder ähnlichen Seiten wenigstens rudimentärste Chinesisch-Kenntnisse zu erwerben – die mir letztendlich auch nicht groß helfen werden, denn in Chongqing spricht man nicht Mandarin, sondern Dialekt.
Maik
Hey Sabrina!
Ich plane im Sommer für ein Jahr nach Chongqing zu gehen umzu studieren. Da ich bei meinem Stipendium zwei Wunschuniversitäten angeben kann, überlege ich die SISU noch anzugeben (Erstwahl Chongqing University). Leider gibt es wenige Information und Erfahrungsberichte. Würdest du Chongqing mir empfehlen? Und wie sieht es mit der SISU aus? Ich bin immer noch hin- und hergerissen zwischen Chongqing und Shanghai. Über eine Antwort würde ich mich freuen!
Sabrina Stock
Hallo Maik!
Chongqing ist eine sehr bewölkte und neblige Stadt, in der vor allem im Winter die Sonne kaum zu sehen ist, im Sommer fühlt man sich wie im Tropenhaus. Ich habe mich daran gewöhnt und fand das Klima am Ende sogar sehr angenehm. Es ist eine ziemlich große Stadt, in der man viel erleben kann – was aber natürlich in Shanghai ähnlich ist. In Shanghai habe ich allerdings nur ein Wochenende verbracht, mein Eindruck war westlicher und touristischer. Außerdem war das Taxifahren meine ich viel teurer, was schlecht ist, wenn du ein Jahr dort verbringen möchtest (für mich war es ohne Chinesischkenntnisse zumindest fast unmöglich, Bus zu fahren, aber Metro geht natürlich immer). Zur SISU: Ich habe den Campus wirklich geliebt. Er liegt weit oben im Grünen, ist sehr schön angelegt und die Luft ist um einiges besser als in Chongqigs Innenstadt. Man kann zu Fuß in die Altstadt Ciqikou laufen, in die Innenstadt dauert es etwa eine Stunde mit der Metro. Vielleicht helfen dir auch meine weiteren Artikel über meinen China-Aufenthalt bei deiner Entscheidung 🙂
Maik
Danke für deine schnelle und ausführliche Antwort! 🙂
Es ist wirklich super, dass du einige Artikel über Chongqing verfasst hat, weil es wirklich nur wenig Erfahrungsberichte über die Stadt gibt. Ich habe bereits gehört, dass CQ gerne als die Nebelhauptstadt Chinas bezeichnet wird. Ich hoffe, der Nebel schlägt nicht zu sehr auf die Stimmung 😀
Leider ist die englischsprachige Homepage von der SISU nicht wirklich hilfreich. Weißt du noch etwas über die Unterbringung von Auslandsstudenten (eventuell mit Stipendium vom Konfuzius Institut) und über das wirtschaftliche Profil der Uni? Das Hauptaugenmerk liegt ja anscheinend auf der Sprachausbildung!
Ich studiere bereits seit zwei Jahren Chinesisch. Aber ich habe schon einiges von dem eher unverständlichen Dialekt Chongqings gehört. Sprechen die Leute dort viel Mandarin?
Sabrina Stock
Auslandsstudenten werden größtenteils auf dem unteren Campus untergebracht (womit die Wege in die Stadt kürzer sind), meistens teilen sie sich ein Zimmer mit einer anderen Person. Ich habe die Preise vergessen, aber ein Freund hat für beide Betten bezahlt, um mehr Privatsphäre zu haben, das ist also auch möglich. Wie es mit dem Stipendium aussieht, kann ich dir leider nicht sagen.
Und ja, die SISU spezialisiert sich auf Sprachen. Chinesisch kann man dort auch sowohl als Chinese als auch als Ausländer studieren. Außerdem gibt es viele Sportkurse, die man machen kann, Sportveranstaltungen und andere Wettbewerbe werden sehr groß geschrieben.
Da ich erstmals in Chongqing mit Mandarin/Sichuan Dialekt konfrontiert wurde, kann ich da leider nicht viel zu sagen. Nur, dass z.B. 4 und 10 oft sehr ähnlich klangen 😀 Also s und sch werden im Dialekt nicht wirklich unterschieden. Wer aber wo und wann ohne Dialekt spricht in Chongqing konnte ich nicht hören. Aber ich denke, wenn du schon zwei Jahr Mandarin lernst, wirst du dich auch in den Dialekt hineinfinden – vielleicht ist es beim Sprechen sogar angenehmer, wenn du einzelne Töne etwas undeutlicher aussprechen kannst ;D