Mit ihren 25 Jahren ist Luna Al-Mousli wohl eine der jüngsten Autorinnen der Leipziger Buchmesse. Mit ihrem Buch „Eine Träne. Ein Lächeln: Meine Kindheit in Damaskus“ hat sie bereits das Herz vieler Leser erobert. Aufgewachsen ist die junge Frau ursprünglich in Syrien. 2004 wanderte sie mit ihrer Familie nach Österreich aus. Inzwischen wohnt die Autorin in Wien, wo sie 2015 ihr Grafikdesign-Studium abgeschlossen hat. Ihre Diplomarbeit hat sie im gleichen Jahr als Buch herausgebracht. Wie es dazu kam, das hat sie f1rstlife erzählt.
Frau Al-Mousli, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Buch „Eine Träne. Ein Lächeln.“ über Ihre Kindheit in Damaskus zu schreiben?
Eigentlich war das ein großer Zufall! Ich habe Grafik-Design studiert und letztes Jahr mein Diplom gemacht. Für mein Diplom musste ich selber ein Buch gestalten und ich hatte gehofft, jemanden zu finden, der meine Geschichte aufschreibt. Da ich niemanden gefunden hatte, musste ich das Buch zwangsläufig selber schreiben. Ich wollte gerne über meine Kindheit berichten, um an den Erinnerungen festzuhalten. Ich vergleiche das mit einem Marmeladenglas. Bis auf meine Großeltern wohnt meine Familie nun in der ganzen Welt verteilt. Ich weiß, dass wir uns in der Konstellation meiner gesamten Familie nie mehr wiedersehen werden. Und ich habe durch den Krieg keine Möglichkeit, in nächster Zeit in mein Heimatland zurückzukehren. Gleichzeitig möchte ich den Menschen in Zeiten der Flüchtlingskrise darauf aufmerksam machen, dass die Menschen vor Ausbruch des Bürgerkriegs ein ganz normales Leben in Syrien geführt haben.
Sie haben Ihr erstes Buch nicht nur geschrieben, sondern auch komplett alleine gestaltet. Was ist das Besondere an der Gestaltung Ihres Buches?
Das Buch ist in zwei Sprachen verfasst. Deutsche und arabische Absätze wechseln einander ab. Außerdem habe ich mir eine sehr spezielle Buchbindung ausgesucht. Um dem Leser meine Kindheit in Damaskus noch eindrücklicher vorzustellen, sind in meinem Buch auch viele persönliche Bilder zu finden.
Warum haben Sie sich für diese Mischung aus Deutsch und Arabisch entschieden?
Ich möchte damit auf der einen Seite an meinen Erinnerung aus meiner Kindheit in Damaskus festhalten und gleichzeitig diese Erinnerung auch mit meinen Freunden in Österreich teilen. Denn sowohl das Arabische als auch das Deutsche ist Teil meiner Identität.
Welchen Themen gehen Sie konkret in Ihrem Buch nach?
Ich beschreibe den Alltag in Damaskus und die damit verbundenen kulturellen und politischen Einflüsse. Wenn man dort wohnt, stellt man viele Dinge nicht infrage, weil man sie als selbstverständlich ansieht. Man kennt es ja schließlich nicht anders. Mittlerweile habe ich einen ganz anderen Zugang dazu und durch mein Leben in Österreich auch einen vollkommen anderen Blick auf die Dinge.
Wie verlief der Prozess von der Idee bis zum Verkauf des Buches?
Für meine Diplomarbeit habe ich ein Thema gesucht, mit dem ich mich ein Semester lang beschäftigen konnte und meine Kindheit in Syrien erschien mir dafür sehr geeignet. Das fertige Buch habe ich für eine Freundin gedruckt und gebunden. Sie hatte es indes einem Verlag angeboten, was ich zuvor nicht wusste. Ich selber hatte nicht vor, das Buch zu publizieren, sondern wollte damit lediglich mein Studium abschließen. Der Verlag nahm dann Kontakt mit mir auf. Ich habe mich dort gleich sehr wohlgefühlt und habe gemerkt, dass die Menschen die Idee hinter meinem Buch verstehen.
Wie ist es für Sie, zum ersten Mal als Autorin auf der Leipziger Buchmesse zu sein?
Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich heute als Autorin auf der Buchmesse stehen würde. Schließlich habe ich ja ursprünglich gar nicht geplant, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich halte mich selber nicht für eine talentierte Autorin. Schließlich kann ich weder richtig Deutsch noch Arabisch sprechen. Ich habe mit vierzehn Jahren aufgehört, Arabisch zu lernen und im gleichen Jahr erst angefangen, Deutsch zu lernen. Aber ich bin sehr glücklich, hier zu sein! Es ist ein tolles Gefühl!
Und welche Tipps können Sie abschließend jungen Autoren mit auf den Weg geben?
Der größte Schritt zum ersten Buch, ist einfach anzufangen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man oft Hemmungen hat. Aber mit dem ersten Schritt ist der Grundstein schon gelegt. Während des Entstehungsprozesses sollte man auf jeden Fall kritisch sein und den oder anderen Satz auch noch einmal bearbeiten. Es ist außerdem wichtig, sich auch das Feedback von anderen Menschen einzuholen!
Vielen Dank für das Interview und weiterhin alles Gute!
Das Buch „Eine Träne. Ein Lächeln: Meine Kindheit in Damaskus“ ist am 1. August 2015 im Weissbook-Verlag erschienen.
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