Inzwischen tummeln sich mehrere Anbieter wie clickworker.com im Netz, die bequeme Nebeneinkommen von bis zu 9,50 Euro pro Stunde versprechen. Hierzu müssen verschiedene, von Auftraggebern eingeforderte Arbeiten, wie Übersetzungen, Beschreibungen etc. verfasst werden. Doch wie funktioniert dieses Geschäft und lohnt es sich überhaupt? Ein Beitrag von Simon Effing.
Clickworker ist eine Internetplattform, welche kleinere Aufträge von verschiedenen Firmen an die registrierten Autoren weiterleitet. Diese können zum Beispiel eine Übersetzung einer Hotelwebseite oder das Anfertigen eines suchmaschinengerechten Textes sein. Wenn der Autor die Aufgabe erfolgreich erfüllt, bekommt er einen Lohn auf das eigene clickworker-Konto gutgeschrieben, den er sich später auf sein eigenes Konto überweisen lassen kann. Vorher müssen spezielle Qualifikationen durch Online-Tests erworben werden, welche die Autoren zu bestimmten Aufträgen qualifizieren. Nur wer bei den Deutsch- und Englischtests eine sehr gute Bewertung erreicht, hat Aussichten auf größere Jobs. Die Idee dahinter: Begabte Texter können sich neben ihrem normalen Job noch etwas dazuverdienen, während die Firmen die Garantie haben, dass ihr Auftrag zügig von einem der zahlreichen Autoren bearbeitet wird.
Lohnt sich die Mitarbeit?
Um dies schnell klarzustellen: Nein. Die meisten Löhne für fertiggestellte Arbeiten liegen zwischen 50 Cent und zwei Euro, meistens jedoch eher darunter. Das größte Problem ist jedoch, dass dieser Lohn nur gezahlt wird, wenn der geschriebene Text exakt den Vorgaben des Auftraggebers entspricht, in denen Keyworddichte, Sprachstil und Textlänge festgelegt sind. Ist dies nicht der Fall oder nimmt der Auftraggeber den Text nicht an, geht der Autor leer aus und die Rechte am Text gehen in den Besitz von clickworker über. Zudem werden die fertigen Texte von Korrektoren auf die Vorgaben geprüft und gegebenenfalls zur Korrektur zurückgeschickt. Werden diese nicht innerhalb einer bestimmten Zeitspanne korrigiert, wird der Auftrag neu ausgeschrieben und die Mühe des Autors war umsonst.
Somit kann es im Extremfall passieren, dass die Arbeit einer Stunde zunichte gemacht wird. Versprochene Stundenlöhne von 9,50 Euro scheinen angesichts dieser Tatsachen jedenfalls utopisch, realistischer sind um die drei bis vier Euro Stundenverdienst, aber auch nur unter der Voraussetzung, dass genug Aufträge gemäß der eigenen Qualifikation zur Verfügung stehen und dass man sehr zügig arbeitet. Portale wie clickworker lohnen sich somit vor allem für die Auftraggeber, welche innerhalb kürzester Zeit eine fertige Arbeit erhalten, zu der Computer nicht fähig wären und außerdem eigenes Personal zu teuer ist. Zuletzt verdient die clickworker GmbH selber sicherlich auch erheblich am eigenen System.
Der „Qualitätssicherung“ ausgesetzt
Jeder fertiggestellte Text muss die hauseigene Qualitätssicherung durchlaufen, wird also durch unbekannte Personen bewertet, die den Text bei Bedarf mit ihren Korrekturhinweisen zurücksenden. Einige User kritisieren hier, dass es keine Kommunikationsmöglichkeit mit den Korrektoren gibt und man ihnen somit praktisch ausgeliefert ist (Vgl. http://www.ciao.de/Clickworkers_com__Test_8833500). Außerdem hängt die eigene Auftragslage sehr stark von der prozentualen, für jeden sichtbaren Bewertung durch die Korrektoren und Auftraggeber ab. Sinkt dieser Prozentwert durch unbeabsichtigte Missverständnisse o.ä. wird die Auftragslage direkt sehr dünn.
Eine kontraproduktive Entwicklung
Diese Art von Arbeit ist absolut ungeeignet, um vom erarbeiteten Lohn leben zu können. Dies ist bei Nebenjobs zwar meistens so, bedenklich wird es jedoch dann, wenn Firmen immer stärker auf Plattformen wie clickworker zurückgreifen. Dies könnte hauptberufliche Übersetzer, Werbetexter o. ä. zunehmend in missliche Lagen bringen. Wenn nämlich in der Zukunft immer mehr Projekte über solche Plattformen ablaufen, könnte es für die entsprechenden Berufsgruppen zunehmend schwerer werden, vernünftig bezahlte Aufträge zu erhalten. Es ist durchaus bedenkenswert, dass Firmen, welche die Dienste derartiger Internetseiten in Anspruch nehmen, anscheinend eher an niedrigen Personalkosten und schneller Erledigung der Aufgaben als an professioneller Durchführung, interessiert sind.
Das ist schade, denn die Idee, die dahinter steckt, ist grundsätzlich eine Gute. Würde hier der Fokus mehr auf den Autoren liegen, indem diese mehr Möglichkeiten zur Kommunikation mit den Korrektoren oder den Auftragsgebern hätten, und würden die Löhne auf ein dem Aufwand angemessenes Niveau steigen, dann könnten Plattformen wie clickworker durchaus eine gute Möglichkeit zum Geld verdienen sein. Und dies ohne, dass man das Gefühl haben muss, sein geistiges Eigentum für ein Minimum an Lohn zu verschleudern.
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