15. März 2013: „Ich vermisse One Direction, obwohl ich sie nicht mal kenne!“ 23. Juni 2013: „und schon wieder bin ich meinen IPod los, na toll, Niall kommt wahrscheinlich gleich on und ich kann ihn nicht vollspamen.“ 24. Juni 2013: „Ich liebe ihn. Wirklich. Er bedeutet mir alles und ist mir unglaublich wichtig!“
So sieht ungefähr jede Seite in meinem alten Tagebuch aus. Wenn ich mir heute diese Schwärmereien durchlese, muss ich dauergrinsen. Wie konnte ich so viel Zeit in eine Boyband investieren? Und wie kindisch war ich? Wenn man bedenkt, dass das alles erst ein Jahr her ist, müsste mir das wirklich peinlich sein. Ich erinnere mich an all die blöden Kommentare. An das Kopfschütteln meiner Mutter, wenn ich ihr mit leuchtenden Augen erzählt habe, dass ich Niall Horan heiraten werde.
Wieso gibt es aber trotzdem Menschen, die nicht wie ich 13/14 sondern 18/19 Jahre alt sind, die aus ganzem Herzen sagen: „Ich liebe One Direction“? Man wird nicht enttäuscht. Viele Menschen nehmen diese „Liebe“ nicht ernst. Aber ich erinnere mich an all die Nächte, die ich durchgeheult habe, weil ich sie nie treffen werde. Ein einfaches „Goodmorning guys xx“ hat meine Tränen aber sofort trocknen lassen. Ich habe mich geliebt gefühlt und so ging es Millionen anderen auch. Auf Twitter habe ich viele Menschen kennengelernt, die gesagt haben, dass One Direction ihr Leben gerettet hat. Sie haben für „die Jungs“ wieder angefangen zu essen und/oder aufgehört sich zu ritzen. Diese Mädchen und Jungs waren keine kleinen kreischenden Kinder. Es waren die Leute, die in den Pausen immer alleine waren und mit niemandem redeten. Sie hatten alle ihre Probleme, aber wenn sie das „Hi we are One Direction“ hörten, war das alles irrelevant. Diese Jungs haben wahrscheinlich schon mehr Leben gerettet, als Superman und Batman zusammen. Und trotzdem hat jeder bloß ein verächtliches Lächeln für sie übrig.
Aber wieso? Wieso ernten gerade Boybands soviel Hass?
Als Antwort kommt von den „Hatern“ nur „weil sie schwul sind“, „die sind einfach scheiße“, „Die können alle nicht singen“. Hier geht es nicht um irgendwelche Fakten. Wirkliche Gründe zum Hassen haben diese Leute auch keine. Es ist wie bei der Liebe. Jemanden zu hassen, den man nicht kennt, ist genauso leicht, wie jemanden zu lieben, den man nicht kennt. Man hat einen Boxsack, an dem man all seine Aggressionen auslassen kann. Und der nicht zurückschlagen kann. Was man aber oft vergisst ist, dass dieser „Boxsack“ ein Mensch ist. Ein Mensch mit Gefühlen. Nur weil es eine „Person des öffentlichen Lebens“ ist, heißt das nicht, dass man ihn beleidigen kann, so oft man will. Diese Menschen sind nicht unendlich strapazierfähig und brechen unter diesem Hass irgendwann zusammen.
Man muss sie und ihre Musik nicht mögen, aber man sollte sich immer bewusst machen, wie viel Worte anrichten können. Worte können geben und nehmen, Leben schenken und nehmen. „Ich kenne nichts auf der Welt, dass eine solche Macht hat, wie das Wort.“ (Emily Dickinson).
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